293
die widerspenstige Stadt zu züchtigen. Die Bürger von Stralsund
aber kamen zusammen und schwuren, „bei der wahren Religion
augsburgischen Bekenntnisses bis ans Ende zu bleiben und dafür,
so wie für die Rechte ihrer Stadt bis auf den letzten Blutstropfen
zu streiten, aber beim römischen Reiche zu bleiben." Und sie haben
ihr Wort gehalten. Im Mai begann die Belagerung gleich mit
großer Gewalt. Dreimal kurz hinter einander wurde Sturm ge-
laufen; aber im Juli war noch nicht das Geringste erreicht. Denn
die Stralsunder hielten sich tapfer und hatten von der Seeseite
her durch Dänen und Schweden einigen Beistand. Wallenstein
wurde auf seine Feldherrn unwillig und erschien mit neuen Trup-
pen vor Stralsund, um selbst die Belagerung zu leiten. Gleich
am Tage nach seiner Ankunft ließ er Sturm laufen, wurde aber
blutig abgeschlagen. „Und wenn die Stadt mit Ketten an den
Himmel geschlossen wäre, sollte sie doch herunter," wüthete Wallen-
stein und wiederholte am folgenden Tag den Sturm, wurde aber
eben so blutig zurückgeschlagen. Er ließ wieder und wieder stürmen;
er ließ die Stadt mit schweren Kanonen beschießen alles um-
sonst ! Im August zog er ab; dem Gewaltigen war durch den
Stärkern zugerufen: „Bis hieher und nicht weiter!" —■ Stralsund
hat ein leuchtendes Exempel altdeutscher Wehrhaftigkeit gegeben.
Während der Kurfürst von Brandenburg und der Herzog von
Pommern dem mächtigen Friedländer Hülfe leisteten, wagte eine
einzige Stadt, ihm zu widerstehen. Da sah man wohl, daß die
Sache der Protestanten nur durch die Schwäche der Fürsten, und
die Selbstsucht der Ritter und Städte so schlecht geworden war.
Hätten mehrere mächtige Herrn gehandelt, wie Stralsund, Deutsch-
land wäre nicht so tief gesunken, als es nachher geschah.
Jetzt ging der Kaiser alles Ernstes daran, das evangelische
Bekenntniß mit Gewalt zu unterdrücken. Der Anfang geschah in
den östreichischen Ländern, indem der Befehl erlassen wurde, daß
jeder, der nicht katholisch werden wolle, nach einer bestimmten Zeit
auswandern müsse. Für das übrige Deutschland wurde einstweilen
festgesetzt, daß alles, was nach dem Frieden von Passau reformirt
seü den Katholiken zurück gegeben werden solle. Der letztere Be-
fehl wurde mit ungeheurer Härte und viel weiter ausgeführt, als
das Wort besagte. Von allen Enden und Ecken liefen bittere
Klagen ein; aber wiederum wagte niemand Widerstand zu leisten,
als eine einzige Stadt, Magdeburg. Und die hat, wie die Folge
lehren wird, furchtbar dafür büßen müssen.
Inzwischen stieg das Elend in Deutschland von Tage zu Tage
höher. Die Befehlshaber legten den Einwohnern willkürliche
Steuern auf und trieben sie durch die grausamsten Mittel ein.
Die Soldaten durften ungestraft rauben und morden, sengen und
brennen und alle möglichen Schandthaten verüben. Während die
Einwohner im Elende fast vergingen, lebten ihre Peiniger in Völlerei
und Üppigkeit. Auf dem Reichstage in Regensburg wurden so
entsetzlich viele und schwere Klagen gegen die Wallensteinschen vor-
gebracht , daß es den Eindruck machte, als ob Deutschland nicht
mehr unter einem christlichen Herrscher, sondern unter der Gemalt
eines unmenschlichen Heiden stehe. Alle Schuld aber wurde dem
Friedländer beigemessen. Den einmüthigen Klagen sämmtlicher
deutscher Fürsten konnte der Kaiser nicht länger widerstehen. Mit
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land]]
Extrahierte Personennamen: August
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Brandenburg Pommern Stralsund Deutschland Magdeburg Deutschland Regensburg Deutschland
296
Leib mit Pulver und zündeten dieses an; selbst die Todten wurden noch so
verstümmelt, daß man, als man die Leichen begrub, eine Menge abgehauener
Hände, Füße und anderer Gliedmaßen zusammen suchte und in eine Grube
warf. Ein ausbrechendes Feuer nöthigte die Soldaten abzuziehen und rettete
die Stadt vor gänzlichem Untergang.
36. Zerstörung Magdeburgs.
Von Neubrandenburg zog Tilly nach Magdeburg, um diese Stadt
zu züchtigen, weil sie gegen den Kaiser ungehorsam gewesen war und sich mit
den Feinden verbunden hatte. Er schloß sie ringsum eng ein und bedrängte
sie hart von allen Seiten; denn er wollte sie haben, ehe der Schwedenkönig
ihr zu Hülse kam. Gustav Adolf aber eilte schnell herbei, die Stadt vor dem
sichern Verderben zu bewahren. An dem, was Neubrandenburg erfahren
hatte, sah er klar, was erst Magdeburgs Schicksal sein würde, wenn es in
Tillys Hände fallen sollte. Wider Erwarten fand er bei den Protestanten
keine Unterstützung, sondern eitel Widerspruch und Widerstreben. Zuerst hielt
ihn der Kurfürst von Brandenburg auf und konnte nur mit Gewalt gezwun-
gen werden, daß er die Schweden durch sein Land ziehen ließ. Dann verschloß
der Kurfürst von Sachsen den Übergang über die Elbe bei Wittenberg. In-
zwischen lauteten die Nachrichten^ von Magdeburg immer trüber. Gustav
Adolf beschwor die Evangelischen, die bedrängte Stadt nicht im Stiche zu
lassen, sie würden im jüngsten Gericht darob zu Schanden werden; umsonst:
man konnte oder wollte sich nicht entschließen.
Unterdessen schritt die Belagerung von Magdeburg rasch vorwärts. Ein
Außenwerk nach dem andern wurde gestürmt. In vier Wochen waren die
Kaiserlichen bis dicht an die Mauer vorgedrungen und hatten alles zum
Sturme bereitet. In der Stadt war Mangel an Pulver und Lebensmitteln.
Aber die Belagerten verloren ihren Muth nicht; denn sie hofften jeden Au-
genblick, daß Gustav Adolf erscheinen und sie aus aller Noth erretten werde.
Wie entsetzlich wurden die Armen in ihrer Hoffnung getäuscht! Am 20. Mai
1631 ließ Tilly von allen Seiten Sturm laufen. Rasenden gleich drangen
die Kaiserlichen durch die Grüben und kletterten an den Mauern in die Höhe.
Eine dreitägige Plünderung war ihnen verheißen, wenn sie siegen würden.
Diese Aussicht hatte ihren Muth aufs höchste angefacht. Als die Mauern
erstiegen waren, wurde der Kampf im Innern der'stadt fortgeführt. Jede
Straße war ein Schlachtfeld, jedes Haus eine Festung, die erobert werden
mußte. Sobald der Sieg entschieden war , wurde die Stadt den wilden
Horden preisgegeben. Es ist nicht mit Menschenzungen auszusprechen, wie
viel Elend über die unglücklicheir„Bemohner hereinbrach. Es wurde gemordet,
als ob man an dem Begräbniß der Menschen arbeite. Drei Tage hatten
die Horden Zeit, um den Preis der Schande mit einander zu wetteifern.
Die Kroaten, Ungarn und Italiener thaten sich vor allen in Grausamkeit
und Blutdurst hervor. Menschen schienen das nicht mehr zu sein, sondern
der Auswurf der Hölle. Nach der Plünderung brach eine Feuersbrunst aus,
welche fast die ganze Stadt in Asche legte. Über zwanzigtausend Menschen sind
in jenen Tagen in Magdeburg umgekommen. Tilly berichtete nach Wien:
seit der Zerstörung von Jerusalem sei solch ein Sieg nicht gesehen worden.
Am vierten Tage hielt Tilly durch Blut und Leichen und Trümmer feierlich
seinen Einzug und ließ bei Trommelschlag verkündigen: die nun noch lebten,
könnten sicher hervorkommen; denn sie sollten Verzeihung empfangen. Nach-
dem der Dom gereinigt war, wurde ein Daukfest gefeiert, und — man kann
es kaum begreifen — „Herr Gott, dich loben wir" klang es mit hellen Stim-
men zum Himmel empor.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff]]
Extrahierte Personennamen: Tilly Gustav_Adolf Gustav Adolf Gustav
Adolf Gustav Adolf Gustav_Adolf Gustav Adolf Tilly
342
Kaiser Alexander hatte eben Krieg mit den Türken gehabt und
konnte den Feinden, weil seine Heere noch im Süden des Reiches
standen, nur eine ungenügende Anzahl Truppen entgegenstellen.
Es blieb den Russen nichts übrig, als langsam zurückzugehen und
eine Schlacht zu vermeiden, bis die Armee herangezogen war, welche
gegen die Türken gekämpft hatte. Und das war bei der großen
Entfernung keine Kleinigkeit. Gleich die ersten acht Tage auf
russischem Boden zeigten den Franzosen, welcher art der Krieg sein
werde, der in diesem Lande ihrer wartete. Überall waren die
Vorräthe vernichtet, das Vieh weggeschafft, Dörfer verbrannt, Felder
verwüstet. Starke Regengüsse weichten den Boden auf. Wagen
und Kanonen konnten nur mit größter Mühe fortgeschleppt werden.
Die Pferde stürzten zu Tausenden. So gings bis Smolensk. Hier
hielten die Russen zum ersten Male Stand und suchten die Stadt
zu vertheidigen. Als sie der Übermacht nicht länger widerstehen
konnten, gingen sie abermal weiter zurück und überließen den Ort
als einen rauchenden Trümmerhaufen den Feinden. Die Franzosen
stürmten unaufhörlich nach, zerstörten alles, was ihnen in den Weg
kam und ließen die Gegend, durch welche sie gegangen waren, als
eine Wüste zurück.
Bei Borodino an der Moskwa, vierzehn Meilen von der
alten Hauptstadt Moskau, blieben endlich die Russen stehen und
rüsteten sich zum Kampf. Sie konnten es nicht über sich gewinnen,
die „heilige" Moskau ohne Schwertstreich dem verhaßten Feinde zu
überlassen. Am 7. September kam es zur Schlacht. Beide Theile
erkannten, was auf dem Spiele stand, und schlugen sich mit größter
Erbitterung den ganzen Tag. Als es Abend war, bedeckten 70,000
Todte und Verwundete das blutgetränkte Feld. In der Nacht zogen
sich die Russen zurück und gestanden damit ein, daß sie unterlegen
waren. Napoleon aber eilte, nach Moskau zu kommen. Dort
wollte er Winterquartiere nehmen; dort sollte der Soldat für alle
Strapazen des schrecklichen Feldzugs reichlich entschädigt werden.
Am 14. September langten die ersten Franzosen vor Moskau an.
Napoleon hielt am Ende der Vorstadt still; denn er erwartete, daß
Abgesandte der Behörden kommen und um Gnade bitten würden.
Niemand kam. Nachdem er zwei Stunden vergebens geharrt hatte,
zog er finster durch das offene Thor. Aber was für ein Anblick
bot sich ihm dar! Die Straßen waren menschenleer, die Läden
verschlossen, die Häuser verrammelt, die Vorräthe weggeschafft. Ganz
Moskau war ausgewandert. Höchstens der sechszehnte Mann mar
zurückgeblieben. Mit unheimlichem Grauen verbreiteten sich die
Heeresmassen durch die weite Stadt. Am Abend brach an mehreren
Stellen Feuer aus. Dies wiederholte sich in den folgenden Tagen.
Am 17. brannte es an mehr denn fünfzig Stellen. Nun wollte man
löschen. Aber Spritzen, Feuerleitern, Wasserkübel -— alles war
von den abziehenden Russen mitgenommen worden. Ein heftiger
Wind fachte das Feuer zu fürchterlicher Gluth an. Die Lohe schlug
hoch zum Himmel empor. Die ganze Stadt lag da wie ein großes
Feuermeer. Die Franzosen fanden ihr Bleiben nicht länger in
Moskau. Sie gingen hinaus und bezogen draußen ein Lager. Erst
am 20. September machten heftige Regengüsse dem Brande ein Ende.
Die Riesenstadt lag in Asche und Trümmern.
Von Moskau aus trug Napoleon dem russischen Kaiser Frieden
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Napoleon Napoleon Gluth Napoleon
343
an, erhielt aber zur Antwort, daß der Krieg jetzt erst recht angehen solle.
Das war eine harte Botschaft. Was war nun zu thun? In Moskau,
wo es an allem fehlte, konnte die Armee den Winter über nicht
bleiben. So sauer es ihn ankam, Napoleon mußte ein Ding thun,
das er sonst nicht gewohnt war zu thun: er mußte zurückgehen.
Aber das war so leicht nicht gethan. Die ganze Gegend war
gleichmäßig von Russen und Franzosen verwüstet worden — woher
sollte die große Armee nebst den zahllosen Haufen ungeordneten Volkes,
die mitgegangen waren, Unterhalt nehmen? wo Obdach finden? Dazu
stand der Winter vor der Thür. Indessen, was half alles Bedenken?
Das Eine war gewiß: man mußte zurück. So setzte sich am 17. Oktober
das Heer in Bewegung. Mit unermeßlichen Schützen beladen, die
in Palästen und Kirchen geraubt waren, schleppte sich die Menge
fort. Brot möchte ihnen nöthiger gewesen sein; aber das war nicht
zu haben, wenn man es auch hätte mit Geld aufwiegen wollen.
Kämpfe gab es täglich; denn die Russen griffen unaufhörlich an.
Zuletzt legte sich Gott der Herr selbst ins Mittel und gab die Ent-
scheidung mit gewaltiger Hand. Der Winter stellte sich ungewöhnlich
früh und strenge ein. Am 6. November erreichte die Kälte die
fürchterliche Höhe von 28 Grad. Nun wurde das Elend gräßlich.
Zu Tausenden sielen die Menschen um und starben vor Hunger und
Kälte. Ganze Haufen, die sich des Abends eng an einander geschlossen
hatten, um sich gegenseitig zu erwärmen, lagen Morgens todt auf
kalter Erde. Der Weg war mit Leichen bedeckt. Pferdefleisch war
eine gesuchte Speise. In dumpfer Betäubung zogen die Lebenden
weiter. Fiel einer, so sprangen die andern hinzu und rissen ihm
die Lumpen vom Leibe, um sich damit zu behängen. Alles Gefühl
von Menschlichkeit hörte auf.
In solchem Zustande kam das Heer bis an die B er es i na.
Man hatte daraus gerechnet, dort eine sichere Eisbrücke zu finden.
Aber auf die scharfe Kälte war plötzlich Thauwetter mit Regen
gefolgt. Der kleine Fluß war hoch aufgeschwollen und mit treibenden
Eisschollen bedeckt. Über die milden Fluthen mußten die Franzosen
hinüber, während von allen Seiten die Feinde mit Macht andrängten.
Der Übergang über die Beresina ist das Gräßlichste, was in dem
ganzen Kriege vorgekommen ist. In der Eile wurden zwei Brücken
geschlagen, die eine für Menschen, die andere für Pferde und Wagen.
An den Heiden ersten Tagen ging alles noch gut. Als aber am
dritten Tage die Russen angriffen, da kam ein sinnverwirrender
Schreck unter die unbewaffneten Haufen, die mitgezogen waren.
Ohne sich halten zu lassen, stürzten sie unter die Soldaten intb
drängten auf die Brücken zu. Eine fürchterliche Verwirrung entstand.
Soldaten und Volk, Männer und Weiber, Pferde, Wagen, Kanonen
— dies alles wurde zu einem dichten Knäuel zusammengepreßt.
Plötzlich bricht die eine der Brücken. Am Ufer merkt man nicht,
was geschehen ist; denn alle trachten nur dahin, daß sie den Ein-
gang zur Brücke nicht verfehlen. Die Hinterleute drängen immer
vorwärts, drängen den Menschenstrom unaufhaltsam in das nasse
Grab. Endlich erfährt man das Unglück. Mit verdoppelter Gemalt
stürzen alle auf die einzige noch übrige Brücke zu, um sich zu retten.
Das Gedränge wird so entsetzlich, daß Menschen aufgehoben und
fortgetragen werden, ohne mit den Füßen den Erdboden zu berühren.
Von beiden Seiten der schmalen Brücke stürzen Hunderte ins Wasser.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]
348
Der Himmel bilft, die Hölle muß uns weichen,
Drauf, wackres Volk! drauf, ruft die Freiheit, draus!
Hoch schlägt dein Herz, hoch wachsen deine Eichen —
Was kümmern dich die Hügel deiner Leichen,
Hoch pflanze da die Freiheitsfahne auf! —
Doch stehst du dann, mein Volk, bekränzt vom Glücke,
In deiner Vorzeit heilgem Siegerglanz,
Vergiß die treuen Todten nicht und schmücke
Auch unsre Urne mit dem Eichenkranz!
94. Der Früh Lin g 1813.
Zu Anfang des Feldzuges waren die Verbündeten ihren Geg-
Ttern an Zahl lange nicht gewachsen. Das Hauptheer der Russen
stand noch weit zurück; Preußen rüstete erst, und von den größern
deutschen Fürsten war noch kein einziger dem Exempel Friedrich
Wilhelms gefolgt. Dagegen hatten die Franzosen alle deutschen
Festungen in Händen und wurden täglich durch frische Truppen
verstärkt, die aus Frankreich und allen verbündeten Ländern in
großer Zahl heranzogen. Der Krieg mar immer noch ein Wage-
stück von Preußens Seite. Beide Theile zögerten gar nicht lange,
ihre Kräfte mit einander zu messen.
Unsere Mecklenburger waren unter den ersten, die ins Feuer
kamen. Am 14. März zog der russische Oberst Tettenborn mit
1200 Reitern über Ludwigslust und Boizenbnrg nach Holstein, um
Hamburg zu schützen, welches von einer starken feindlichen Macht
angegriffen wurde, weil es die französischen Behörden zum Thore
hinausgejagt hatte. Er schlug sich glücklich durch und setzte sich
in Hamburg fest. Aber bald sah er ein, daß er ohne Fußvolk
die Stadt keine acht Tage würde halten können. Um der augen-
blicklichen Roth so viel als möglich abzuhelfen,, errichtete er sofort
eine „hanseatische Legion" für den Felddienst und eine „Bürger-
garde" zum Schutz der Stadt. Dann sandte er nach allen Seiten
Boten und bat um Hülse wider die .stets anwachsende Zahl der
Feinde. Umsonst. Keiner wollte Truppen entbehren können. Nur
die mecklenburgische Garde unter Major von Both, etwa 400
Mann stark, wurde eiligst der bedrängten Stadt zu Hülfe gesandt.
Die Franzosen waren bis Harburg vorgedrungen und bauten
Kühne und Flöße, um nach Hamburg überzusetzen. In der Nacht
vom 8. auf den 9. Mai machten sie einen Versuch, die in der
Elbe liegende Insel Wilhelmsburg, welche von den Mecklen-
burgern besetzt war, zu nehmen. Sie waren an Zahl weit stärker.
Aber unsre Landsleute griffen so ungestüm an und gaben so rasch
hinter einander Feuer, daß die Franzosen genöthigt wurden zurück-
zugehen. Noch einmal versuchen sie, sich auf dem hoch liegenden
Kirchhofe festzusetzen. Da dringt die Garde mit Bajonnet und
Kolben auf die Feinde ein, vertreibt sie aus ihrer Stellung und
jagt sie vor sich her, daß sie sich eiligst in die Kähne werfen, um
das sichere Harburg zu erreichen. Von der Kaltblütigkeit, welche
die Mecklenburger bei diesem Treffen bewiesen haben, erzählt man
mehrere artige Geschichten. Ein Tambonrmajor hört, daß ein
Trommler beim Sturmschritt den Takt verfehlt. Ganz ruhig spricht
er, während die Kugeln um sein Haupt stiegen: „Morgen nach-
exerciren!" Ein Soldat trägt einen verwundeten Kameraden aus
dem Treffen und setzt ihn, weil er ihn nicht weiter schleppen kann,
an einer Hauswand nieder. Da kommt ein französischer Officier
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich
Wilhelms Friedrich Wilhelms
359
die Schweden und schauten an, was für saure Arbeit die Brüder gehabt
batten. Bernadotte aber ehrte die Tapferkeit der Mecklenburger und gab
der ganzen Armee das Feldgeschrei: „Die braven mecklenburgischen Jager."
Dies war das letzte Ereigniß im dänischen Kriege. Bald darauf wurde
Waffenstillstand und am 14. Januar 1814 Friede mit den Dänen geschlossen.
Als in Holstein Ruhe geschafft war, eilte der Kronprinz mit seiner Armee
an den Rhein den Verbündeten nach. Nur vor Hamburg blieb eine Abtheilung
Russen liegen, weil man die Stadt, die noch in der Gewalt der Franzosen
war, nicht dem Elend eines Sturmes aussetzen mochte. Desto mehr sorgte
Davoust dafür, die Hamburger fühlen zu lassen, daß sie in Feindes Gewalt
waren. Um sich so lange als möglich zu halten, wollte Davoust den Ort in
eine Festung umschaffen. Zu dem Ende ließ er die Vorstädte niederbrennen,
Alleen umhauen, Gärten und kostbare Anlagen verwüsten und Festungswerke
an deren Stelle aufrichten. Die Einwohner mußten unter dem Hohn der
Soldaten ihr Eigenthum zerstören helfen und Tag und Nacht die schweren
Arbeiten in den Schanzen verrichten. Als der Winter herankam, gab Davoust
Befehl, daß jeder Einwohner sich auf drei Alónate mit Lebensmitteln versor-
gen solle, damit nicht eine Hungersnoth in der Stadt entstehe. Alle, die dazu
nicht im Stande waren, wurden unbarmherzig zu den Thoren hinausgetrieben.
Ihrer waren 25,000, Alte und Junge, Männer, Frauen und Kinder. Die
Armen irrten, von allem entblößt, in der Külte des Winters umher. Viele
fanden Aufnahme und Beistand in der Umgegend; aber ihre Zahl war zu
groß, als daß sie alle schnell untergebracht werden konnten. Eine Menge von
ihnen starb in Noth und Elend. Auf dem Kirchhofe zu Ottensen allein fanden
über 1100 ihr Grab. Gegen Hamburg wurde von den Verbündeten nichts
Ernstliches unternommen. Es blieb in der Gewalt der Franzosen, bis der
bald erfolgende Friede der Drangsal ein Ende machte.
Noch im Januar brachen die Mecklenburger aus Holstein auf und traten
den Marsch nach Frankreich an. Durch den ellenhohen Schnee konnten sie nur
langsam vorwärts kommen. Anfang Februar gingen sie bei Boizenburg über
die gefrorne Elbe. Am 8. März überschritten sie den Rhein und rückten bis
Aachen vor, wo sie vierzehn Tage lang blieben. Dann wurden sie nach
Jülich kommandirt und zur Einschließung dieser von den Franzosen noch
besetzten Festung verwandt. Bedeutendes kam hier nicht vor. Beide Theile
wußten, daß der Friede nahe sei, und begnügten sich damit, die Stellung,
welche jeder inne hatte, zu behaupten. Nach dem Frieden kehrten die Truppen
zurück und langten im Juli 1814 in ihrer Heimath an.
Die Strelitzer Truppen waren insofern bevorzugt, als sie an dem
großen Kriege im mittlern Deutschland theilnehmen durften. Sie wurden
dem Blücherschen Heere zugetheilt und unter den Prinzen Karl von Strelitz,
der als General in Preußen diente, gestellt. Bei Goldberg in Schlesien
schlugen sie so wacker aus die Feinde los, daß mehrere von ihnen den Orden
des eisernen Kreuzes erhielten. Den ruhmwürdigsten Kampf bestand das
Regiment am 3. Oktober bei Wartenburg an der Elbe. Es half das west-
fälische Garderegiment schlagen und nahm den Anführer desselben gefangen.
Dann brachte es eine würtembergische Batterie ans und zwang dieselbe, gegen
die Franzosen zu feuern. Zuletzt drang es durch einen tiefen Hohlweg über
Dornen und Gestrüpp und Grüben auf zwei französische Vierecke ein und
setzte die Feinde, die von daher keinen Angriff für möglich gehalten hatten,
so in 'schreck, daß sie sich aufmachten und schnell von dannen liefen. Am
16. Oktober stand das Regiment bei Möckern im Feuer. Blücher hatte sie
in seiner Soldatenweise mit den Worten aufgemuntert: „Nu, Landslüd, wenn
wi morgen üm befe Tid nich seelenvergnäugt sünd, so hett uns entwerre de
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier]]
TM Hauptwörter (200): [T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T21: [Napoleon Bluch Heer General Preußen Franzose Schlacht Armee Mann Wellington], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus]]
Extrahierte Personennamen: Bernadotte Davoust Davoust Davoust Karl_von_Strelitz Karl Blücher
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Holstein Rhein Hamburg Ottensen Hamburg Holstein Frankreich Boizenburg Rhein Aachen Deutschland Goldberg Wartenburg
295
wüthend. Denn nirgends konnten sie Stand halten; überall mußten
sie weichen. Ihre Wuth ließen sie an den armen Einwohnern aus,
deren Länder sie verlassen mußten. Die Stadt P asewalk war
durch lange Einquartierung so ausgehungert, daß nur noch der
drille Theil der Häuser bewohnt war. Da kam der Befehl, daß die
Einwohnerschaft noch achtzehntausend Thaler aufbringen solle.
Natürlich wußte der kaiserliche Oberst im voraus, daß dies eine
Unmöglichkeit sei. Sobald der Bürgermeister diese Erklärung abge-
geben hatte, wurde die Stadt — denn darauf war es von Anfang
an abgesehen — den Soldaten zur Plünderung übergeben. Wie
die Wölfe stürzten diese in die Häuser und raubten alles, was zu
rauben war. Die Kleidung selbst rissen sie den Menschen vom
Leibe. Wer sich wehrte, wurde niedergestoßen. Der Rath und die
angesehensten Einwohner von Pasewalk wurden gefesselt und ins
Hauptquartier gebracht, wo sie mehrere Tage und Nächte in reg-
nichtem Winterwetter hungernd unter freiem Himmel aus der Erde
liegen mußten, während die Soldaten grausamen Spott mit ihnen
trieben. Als die Stadt rein ausgeplündert war, wurde sie in
Brand gesteckt. Dabei ist es vorgekommen, daß Kinder, die weinend
durch die Straßen liefen, auf Piken gespießt und ins Feuer ge-
schleudert wurden. So zogen die Kaiserlichen aus Pasewalk. lind
ähnlich machten sie es an vielen Orten. Ist es zu verwundern,
wenn die Schweden mit ihrem frommen Sinn und ihrer trefflichen
Mannszucht als rettende Engel angesehen wurden, die Gott der
leidenden Kreatur gesandt hatte?
33. Einnahme von Neubrandenburg.
Als Gustav Adolf Mecklenburg und Vorpommern größtentheils erobert
hatte, ließ er hier eine kleine Besatzung zurück und ging nach Hinterpommern,
um sich den Rücken zu sichern, bevor er weiter nach Süden zog. Die Zeit
seiner Abwesenheit benutzte Tillp, um rasch wieder in Mecklenburg einzurücken.
In Neubrandenburg lagen nur 2000 Schweden, als plötzlich 18,000
Kaiserliche vor den Thoren erschienen. Die Aufforderung , die Stadt
übergeben, wurde von dem schwedischen Commandanten dahin beantwortet:
er freue sich, daß ein so tapferer Soldat, wie man den Tillp billig rühme,
ihm die Ehre gegönnt und zu ihm gekommen sei; aber die Stadt aufzugeben,
hätte er keine Ordre, sondern werde als Soldat erwarten, was der General
dawider wolle vornehmen. Alsobald wurde zur Belagerung geschritten. Die
Schweden vertheidigten sich mit unerschütterlichem Muthe gegen die überlegene
Zahl der Feinde und fanden bei den Bürgern Hülfe und Unterstützung. Was
am Tage niedergeschossen war, wurde in der Nacht aus Balken, Steinen,
Erde wiederhergestellt. In der Kirche war täglich Gottesdienst mit Beten,
Singen, Predigen und Austheilen des heiligen Abendmahls, woran Bürger
und Soldaten in großer Zahl theilnahmen, um sich, falls die Stadt nach
Gottes Willen genommen werden sollte, zu einem seligen Ende vorzubereiten.
Am 19. März 1631 ließ Tillp Sturm laufen. Durch eine Bresche in der
Mauer drangen die Kaiserlichen in die Stadt. Auf allen Straßen wüthetedas
Schwert. Obschon die Schweden ritterlich um ihr Leben kämpften, wurden
sie doch durch die Übermacht der Feinde bald überwältigt. Von der ganzen
Besatzung blieben etwa fünfzig am Leben; alle übrigen fielen mit den Waffen
in der Hand. Nun begannen die barbarischen Gräuel in den Häusern, Kirchen
und auf öffentlicher Straße. Sonst pflegt der Soldat den tapfern Feind zu
ehren; die Tillyschen zogen den Verwundeten die Kleider aus, bestreuten den
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier]]
TM Hauptwörter (200): [T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolf_Mecklenburg Gustav Adolf
311
grausigen Schlachtfelde. Unter den Todten war der greise Held Schwerin,
der mit der Fahne in der Hand gegen eine Batterie vorgedrungen und bald
darauf, von vier Kartätschenkugeln durchbohrt, niedergesunken war. Gleich
nach der Schlacht rückte der gewaltige östreichische Feldmarschall Daun mit
einem neuen Heere heran, um Prag zu retten. Friedrich eilte dem Feinde
entgegen und traf bei Kollin mit demselben zusammen. Der Tag von
Kollin war einer der unglücklichsten im Leben des Königs. Kurz vor der
Schlacht liefen aus Westfalen und Ostpreußen die Schreckensposten ein, daß
dort die Franzosen, hier die Russen mit großer Macht eingebrochen seien.
Alle diese Nachrichten schlugen den sonst starken Mann so nieder, daß er die
.Ruhe verlor und Fehler beging, welche auch die bewundernswürdige Tapfer-
keit seiner Truppen nicht gut machen konnte. Die Preußen wurden geschlagen
und mußten sich zurückziehen. Der Kern ihres Heeres lag bei Kollin begraben.
Friedrich wurde auf eine Zeit laug so niedergebeugt, daß er kaum wußte, was
er that. Am Abende des Schlachttages trafen ihn die Seinigen auf einem
Brunnen sitzend und wie gedankenlos mit seinem Stock Figuren in den Sand
zeichnend,
Aber das Zagen dauerte nur eine kurze Zeit. Bald ermannte sich der
große König wieder und eilte, den erlittenen Verlust nach Möglichkeit wieder-
einzubringen. Die Russen waren in Preußen, die Schweden in Pommern,
die Franzosen in Thüringen siegreich vorgerückt. Nun galt es, alle Kraft zu-
sammenzunehmen, um nicht von den zahlreichen Feinden erdrückt zu werden.
Mit etwa 20,000 Mann, die in der Eile zusammengezogen waren, brach
Friedrich rasch gegen Westen aus und griff bei dem Dorfe Roßbach das
60,000 Plann starke Heer der Franzosen an. Letztere spotteten über die ge-
ringe Zahl und meinten scherzend, daß die Potsdamer Wachparade herange-
zogen komme. Aber sie kannten den großen Friedrich und seine Soldaten
noch nicht. Kaum anderthalb Stunden dauerte das Treffen; da war das
ganze französische Heer in die Flucht geschlagen. Die Preußen eroberten
das feindliche Lager mit allen Schätzen und Vorräthen, Friseurs, Köchen und
Komödianten, mit den Kisten voll Pomaden, Schlafröcken, Herücken und all
dem lustigen Zeug, welches die üppigen Franzosen damals mit sich zu führen
pflegten. Dies war die erste Freude, welche der König in seinem diesjährigen
Feldzuge hatte. Ganz Deutschland, Preußens Feinde mit eingeschlossen, ju-
belte über die Niederlage, welche ein deutsches Heer den Franzosen beige-
bracht hatte. Friedrich aber, gestärkt durch den Sieg, eilte mit seinem be-
geisterten Heere nach Schlesien und schlug bei Leut heu die dreimal stärkere
Armee der Östreicher in einer so meisterhaft angeordneten und helden-
müthig durchgeführten Schlacht, daß Napoleon davon sagte: Friedrich
würde unsterblich sein, wenn er auch nur diese eine Schlacht in seinem Leben
gewonnen hätte. Um keine Zeit zu verlieren, ritt der König noch am Abend
desselben Tages in Kälte und Dunkelheit — es war am 5. December — mit
einem Trupp Husaren nach dem kleinen Orte Lissa, der ganz mit Östrei-
chern angefüllt war. Ohne sich zu besinnen, reitet er mit wenigen Begleitern
ins Thor hinein und nimmt den Weg auf das Schloß zu. Er steigt ab und
tritt unerschrocken auf den Flur. Eine Menge östreichischer Officiere kommen
ihm mit Lichtern entgegen. Mit der ruhigsten Miene von der Welt grüßt
Friedrich: „Guten Abend, meine Herren! Sie haben mich hier wohl nicht er-
wartet?" und tritt mitten unter sie. Er war in der augenscheinlichsten Ge-
fahr, gefangen oder getödtet zu werden. Aber die Officiere waren über den
unerwarteten Anblick so bestürzt, daß sie ehrfurchtsvoll stehen blieben und
sich nicht von der Stelle rührten. Die bald nachkommenden Preußen retteten
den König aus der mißlichen Lage und nahmen die Stadt in Besitz.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T198: [Friedrich Schlacht Heer Schlesien Sachsen Armee Sieg General Mann Feind], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Napoleon Friedrich Friedrich Lissa Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Schwerin Westfalen Schweden Pommern Thüringen Dorfe_Roßbach Deutschland
256
welches allein mit 60000 Bewaffneten ins Feld rücken konnte. Ihre
Stütze hatten sie an dem Papste, der nicht ganz mit Unrecht fürch-
tete, daß der Kaiser geistliche Dinge wohl übers Knie zu brechen,
aber nicht geistlich zu behandeln verstehe. Mit den Welfen in Deutsch-
land hielten sie aus begreiflichen Gründen gute Freundschaft. Aber
auch der Kaiser hatte noch einen großen Anhang in Italien. Zu
ihm hielten alle diejenigen Orte, welche von der Anmaßung des Pap-
stes und dem Übermuthe der großen Städte zu leiden hatten und
gegen beideschutz bei dendeutschen suchten. Also wurde der Streit
zwischen Welfen und Hohenstaufen nach Italien übertragen und dort
zwischen Päpstlichen und Kaiserlichen, nur blutiger und tückischer,
als in Deutschland, fortgesetzt.
Im Jahre 1154 unternahm Friedrich seinen Römerzug. Er ließ
sich in Pavia die eiserne, in Rom die Kaiserkrone aufsetzen. Aber die
widerspenstigen Städte zu züchtigen und namentlich das trotzige Mai-
land zum Gehorsam zurückzuführen, das gelang ihm für diesmal
lischt. Dadurch wurden die Mailänder noch trotziger; denn sie dach-
ten, der Kaiser könnte ihnen hinter ihren Mauern nichts anhaben.
Also kündigten sie ihm den Gehorsam auf und fingen an, da die
Strafe nicht sogleich nachfolgte, die umliegenden Städte zu unter-
jochen und ein hartes Regiment in denselben zu führen. Denn selbst
frei sein wollen, aber andere unterjochen, das schien ihnen ganz in
der Ordnung zu sein. Die bedrückten Städte klagten bei dem ge-
meinschaftlichen Oberherrn. Der Kaiser sandte ein Schreiben an
die Mailänder und verwies ihnen ihr Betragen. Aber sein Gesandter
wurde verhöhnt, sein Schreiben zerrissen und in den Koth getreten.
Nun durfte Friedrich nicht länger ruhig zusehen. Mit Heeresmacht
zog er nach Italien und lagerte sich vor Mailand. Die Bürger thaten
tapfere Ausfälle; aber schon nach vier Wochen wurden sie vomhunger
gezwungen, Gesandte zu schicken und um Gnade zu bitten. Diese erhiel-
ten sie, mußten aber dem Kaiser den Eid der Treue schwören und allen
Rechten entsagen, die sie sich im Laufe der Zeit angemaßt hatten.
Nun wurden überall die städtischen Obrigkeiten ab- und kaiserliche einge-
setzt, daß sie mit unumschränkter Macht in den Städten walten sollten.
Den Lombarden wurde es sehr sauer, unter den fremdenober-
herren zu stehen. Als letztere noch dazu roh und übermüthig auf-
traten und die Unterworfenen auf alle Weise fühlen ließen, daß sie
die Unterworfenen seien, kam eine große Erbitterung über die Ge-
müther; diese steigerte sich von Tage zu Tage und machte sich endlich
in einem neuen offenbaren Aufstande Luft. Da ergrimmte der Kaiser
und zog wieder mit großer Macht nach Italien, die empörten Städte
zu züchtigen. Die Lombarderl teifteteu verzweifelten Widerstand;
denn sie sahen ihr Schicksal vor Augen, wenn sie unterliegen würden.
Von beiden Seiten wurde der Krieg mit ungewöhnlicher Hartnäckig-
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift], T132: [König Karl Italien Otto Kaiser Papst Reich Sohn Rom Jahr], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Italien Italien Deutschland Pavia Rom Italien Mailand Italien
335
zog, führte unser Landsmann Blücher an. Er kam von der Oder her,
rückte am 29. Oktober in Strelitz ein und zog am 31. Oktober durch Waren.
In den Straßen der Stadt schlugen sich Preußen und Franzosen. Als Blücher
auf dem Mühlenberge bei Waren stand und von da die Gegend in Augen-
schein nahm, gewahrte er, daß der Ort zwischen mehreren Seen lag, und daß
die Franzosen einen weiten Umweg machen mußten, wenn ihnen der Marsch
durch Waren verlegt wurde. Da soll er gesagt haben: „Ich müßte's Städt-
lein in Trümmer schießen; aber 's jammert mich." Zwischen Jabel und
N o s s e n t i n kam es am 1. November zu einem ernstlichen Kampfe, in welchem
die preußischen Jäger unter Aork sich rühmlichst hervorthaten. Es war das
erste Mal nach der unglücklichen Schlacht bei Jena, daß die Preußen wieder
einige Vortheile über die Feinde errangen. Blücher setzte seinen Marsch
weiter nach Schwerin fort, verfolgt von 80,000 Franzosen. Zwischen Crivitz
und der Fähre wurde abermals hitzig gefochten. Um sich nicht ergeben zu
müssen, ging Blücher nach Lübeck, dem einzigen Orte, der ihm noch offen
stand. Die Franzosen folgten schnell nach. Am 7. November zogen die
Franzosen, nachdem Blücher capitulirt hatte, in Lübeck ein und plünderten
die schuldlose Stadt. Mit Entsetzen hörte Europa, daß von den Truppen der
„gebildetsten" Nation Frevel verübt waren, welche an die Thaten der Tilly-
schen Horden in Magdeburg erinnerten.
84. Die Franzosen in Mecklenburg.
Die Franzosen haben in Mecklenburg barbarisch gehaust. Vor allen
war das Soullsche Corps, die „Lösselgarde", berüchtigt. Pl au wurde durch
dasselbe drei Tage lang geplündert, während die Einwohner geflohen waren
oder hungernd in Ställen und Kellern sich verborgen hielten. Weit und
breit im Lande wurde geraubt und zerstört. Um Mißhandlungen zu ent-
gehen , flüchteten die Menschen in die Wälder und brachten Tag und Nacht
unter freiem Himmel zu. In dem Berichte, den der französische General an
seinen Kaiser sandte, gesteht er kaltblütig, daß Mecklenburg in dem Kriege
„verwüstet" sei.
Damit war das Leiden für unser Land noä> nicht zu Ende. Die Her-
zoge hatten ein Jahr vorher den Russen den Durchzug erlaubt. Dadurch,
hieß es, hätten sie sich gegen Frankreich vergangen. Zur Strafe sollten sie
abgesetzt und Landes verwiesen werden. Der Herzog von Strelitz er-
hielt nachträglich Verzeihung, weil sein Verwandter, der König von Baiern,
für ihn bat. Friedrich Franz aber konnte durch nichts den furchtbaren
Schlag abwenden. Er mußte sein Land verlassen und in Altona auf dä-
nischem Gebiete Schutz suchen. Der französische General Laval wurde als
Gouverneur nach Schwerin gesandt, um das herrenlose Land zu regieren.
Der nächste Schlag traf vor allen die Seestädte. Weil Napoleon den
Engländern nichts anhaben konnte, wollte er sie dadurch ruiniren, daß er
allen, die unter seinem Scepter standen, verbot, Handel mit ihnen zu treiben.
Dies Verbot wurde sogleich auf Mecklenburg ausgedehnt. Rostock und Wis-
mar litten am empfindlichsten dabei; ihr Handel lag darnieder; ihre Schiffe
konnten im Hafen verfaulen; eine Menge von Menschen war ohne Beschäf-
tigung und mußte zu Bettlern werden. Erwerb und Nahrung wurden im
Lande zerstört, aber schwere Abgaben unaufhörlich eingefordert. Vom No-
vember 1806 bis zum Februar 1807 berechnet man die Kosten, welche die
Franzosen verursacht hatten, aus sieben Millionen Thaler. Vom Januar
bis Juli mußte Mecklenburg liefern: 2000 Pferde, 100,000 Paar Schuhe,
20,000 Centner Weizen und Roggen, 3 Millionen Pfund Rindfleisch und
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz]]
TM Hauptwörter (200): [T21: [Napoleon Bluch Heer General Preußen Franzose Schlacht Armee Mann Wellington], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff]]
Extrahierte Personennamen: Blücher Friedrich_Franz Friedrich Franz Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Jena Schwerin Europa Magdeburg Mecklenburg Mecklenburg Frankreich Baiern Altona Schwerin Rostock